Das Zauberwort „Bio-Baumwolle” zündet immer noch. Jetzt setzen auch die Großen der Branche zunehmend auf den sicheren Gaul – und registrieren hoffentlich, dass dies nur ein kleines Puzzle-Teilchen auf dem Weg zum kleineren ökologischen Fußabdruck sein kann.
Keine herkömmliche, sondern nur noch Bio-Baumwolle wollen 13 der weltweit größten Hersteller von Baumwoll-Kleidung verwenden – und das spätestens ab dem Jahr 2025. Auf einer Konferenz in London haben dies Asos, Eileen Fisher, Greenfibres, H&M, IKEA, Kering, Levi Strauss & Co., Lindex, M&S, Nike, Sainsbury’s, F&F-Tesco und Woolworths Holdings Limited beschlossen und wollen damit ein Zeichen für mehr Nachhaltigkeit setzen.
Zum Vergleich: Pro Jahr verbrauchen eben genannte Unternehmen rund 300.000 Tonnen Baumwolle, von denen nur 3 Tonnen biologisch angebaut werden. Prinz Charles persönlich war bei der Unterzeichnung des Sustainable Cotton Communiqués anwesend; schließlich hat er höchstselbst das International Sustainability Unit (ISU) gegründet, das sich gemeinsam mit M&S sowie der Soil Association für die Produktion nachhaltig angebauter Baumwolle einsetzt, um langfristig den ökologischen Footprint der Bekleidungsindustrie zu verkleinern.
Klar ist, dass der Anbau von Bio-Baumwolle den Ausstoß von Treibhausgasen reduziert und neue Züchtungen tatsächlich weniger Wasser verbrauchen als herkömmliche Baumwollpflanzen. Durch die Vielfalt an verschiedenen Samen wird zudem die Gefahr von Schädlingsbefall verringert und die Böden werden durch den nicht stattfindenden Einsatz von Pestiziden logischerweise nicht vergiftet.
Dennoch bleibt die Frage offen, ob das Kernproblem, nämlich die Massenherstellung und der immense Verbrauch an Kleidern, damit gelöst ist. Denn statt nur 3 Tonnen demnächst 300.000 Tonnen Bio-Baumwolle anzubauen, dürfte aufwendiger, teurer und natürlich langfristig auch umweltbelastend sein. Die Unterstützung lokaler Bauern, die bislang eng mit dem Anbau von Bio-Baumwolle verknüpft war, dürfte ebenfalls hinfällig werden.
Was bleibt? Eine grundsätzlich schöne Idee, die leider wenig bringt, wenn nicht gleichzeitig auf Cradle-to-Cradle-Konzepte, Repair-Projekte, Waschverhalten – und natürlich weniger Kleiderkonsum gesetzt wird. Schau ‘mer mal …
Wie und warum ein einzelnes Baumwoll-T-Shirt Euren persönlichen ökologischen Fingerabdruck beeinflusst, seht Ihr im folgenden Kurzfilm von National Geographic: