Nachhaltigkeit und Massenmode sind kompatibel. Wirklich? Das möchte zumindest C&A unter Beweis stellen und präsentiert nun sein erstes voll kompostierbares T-Shirt.
Es ist das letzte offizielle Prestige-Projekt, in das Philippe Brenninkmeijer, bis letzten Freitag noch Chef von C&A Europe, sein Herzblut gesteckt hat. Die neuen Öko-T-Shirts der Kaufhauskette, von denen rund 400.000 Stück ab Juni 2017 in den Damenabteilungen hängen werden, sind kompostierbar und können somit guten Gewissens wieder in den Warenkreislauf eingeordnet oder im Garten verbuddelt werden.
Brenninkmeijer, der sich nun auf neue Aufgaben in der Cofra Family konzentriert, betont, wieviele Monate Arbeit nötig waren, um den Cradle-to-Cradle-Goldstandard, also die Ökoeffektivität, zu erreichen, mit dem man die farbenfrohen T-Shirts zertifizieren lassen möchte. So besteht die üblicherweise aus Polyester gefertigte Innenseite der Shirts aus Biobaumwolle und die Nähte wurden statt mit Nylon mit extrafestem Baumwollgarn geschlossen.
Eine durchaus löbliche Initiative des Kaufhaus-Giganten, der wir dennoch mit vorsichtiger Zurückhaltung begegnen dürfen. Denn Euphorie ist fehl am Platze, solange zum Beispiel die Sozialstandards bei der Fertigung nicht ausreichend beachtet werden. Denn bei gleichzeitiger Massenfertigung hebt sich die umweltschonende Herstellung meist wieder auf. So werden die T-Shirts bei C&A nicht wirklich teurer als die üblichen Styles des Hauses angeboten und die Frage stellt sich unweigerlich, wer am Ende die Kosten für Forschung und Mehrarbeit trägt – wenn nicht der Kunde, ist es womöglich die Näherin am anderen Ende der Fertigungskette?
Als weiteres großes Problem sieht die Greenpeace-Textilexpertin Alexandra Perschau außerdem den immer rasanteren Kleiderkonsum der Weltbevölkerung. „Kleidung wird heute immer kürzer getragen“, so Perschau. „Selbst wenn die Kleidungsstücke biologisch abbaubar sind, ist der Umwelt damit nicht substanziell geholfen, solange wir davon Unmengen konsumieren.”
Bleibt zu hoffen, dass C&A es nicht bei dem einen Tropfen auf den heißen Stein belässt, sondern auch in Zukunft hartnäckig an seiner Nachhaltigkeits-Credibility feilt. Dazu sind vor allem Transparenz und weitere Initiativen nach Art der neuen Öko-T-Shirts nötig.
Uns Konsumenten bleibt derweil das Kehren vor der eigenen Haustür, denn angeblich tragen wir nur ein Fünftel unseres Kleiderschrankinhaltes auch wirklich. Also am besten heute noch aussortieren und nicht ständig neue Klamotten kaufen, die dann doch wieder nur als Fehlkäufe dumm rumhängen.
Foto: C&A Retail GmbH