Jetzt ist es raus: Der deutsche Modehandel verursacht pro Jahr Umweltschäden in Höhe von 21,1 Milliarden Euro. Das vermeldet Systain, eine Tochter der Hamburger Otto Group.
Demnach ergeben sich die größten Schäden durch Rohstoffgewinnung und Verarbeitung der diversen Textilien – aber auch wir Verbraucher kommen bei den neuesten Berechnungen nicht gut weg. Ganze 4,4 Milliarden Euro kostet es jährlich, weil wir zum Beispiel zu oft und zu heiß unsere Wäsche waschen und auf diese Weise jede Menge Waschpulver und – dank Textil-Veredelung – fiese Chemikalien ins Grundwasser schicken. Auch die Entsorgung ist ein Problem, denn mal ehrlich: Wer macht sich schon ernsthaft Gedanken, wie lange es dauert, bis die ausrangierten, quietschbunten Plastik-Sandalen verrottet sind?
Systain hat jedenfalls ganze Arbeit geleistet und akribisch das Volumen der pro Jahr in Deutschland verkauften Textilien auf Nachhaltigkeit überprüft. Als Grundlage dienten unter anderem Erhebungen des Bunderverbandes des Deutschen Textileinzelhandels (BTE), des Statistischen Bundesamtes sowie Einkaufsdaten verschiedener Händler.
Ökologische Gewinn- und Verlustrechnungen aufzustellen, liegt zum Glück gerade schwer im Trend. Transparenz und der Mut zu langfristigen Verbesserungen kommen eben auch beim Kunden gut an. Die Otto Group, die mit Andreas Streubig über einen eigenen „Bereichsleiter Corporate Responsibility“ verfügt, hat mit der neuen Veröffentlichung ganze Arbeit geleistet und nimmt sich auch löblicherweise selbst ins Gebet. Berechnet wurden die gesamten Umweltauswirkungen des deutschen Modehandels entlang der kompletten Wertschöpfungskette, also auch Wasserverbrauch, Luftverschmutzung und Treibhausgas-Emissionen. Dabei beziehen sich die Zahlen nicht nur auf Textilien und Bekleidung, sondern auf das gesamte Sortiment inklusive sämtlicher Tochterunternehmen. Am Ende kam heraus, dass der Gesamtwert der verursachten Umweltschäden 10% des Umsatzes ausmacht, mehr als eine Milliarde Euro.
Dass auch wir Fashion-Fans ernsthaft umdenken müssen, war wohl auch für Andreas Streubig eine Überraschung: „Unsere Kunden spielen eine große Rolle,“ betont er. „Sie gilt es, unter anderem für die Auswirkungen bei der Produktnutzung zu sensibilisieren und auf den Weg zu nachhaltigerem Konsum zu unterstützen.“ Anfangen will die Otto Group zunächst bei sich selbst: Bis zum Jahr 2020 will man laut Otto-Nachhaltigkeitsstrategie den CO2-Ausstoß um 50% reduzieren und ausschließlich Baumwolle aus nachhaltigem Anbau verwenden.