Weg damit! Der Sommer ist da und die ollen Plünnen vom vorletzten Jahr können wir nun wirklich nicht mehr sehen. Natürlich könnte man den Kram auch bei ebay versteigern oder für gute Zwecke spenden – aber meistens landen die ausrangierten Hosen, Jacken und Pullis eben doch im Altkleider-Container. Geht halt schneller.
Allein in Deutschland spricht man von rund zwei Millionen Tonnen Alt-Textilien, die wir im Jahr 2007 entsorgt haben. Das berichtet zumindest der Bundesverband für Sekundärrohstoff und Entsorgung; jüngere Zahlen liegen nicht vor.
„Her damit!”, heißt es seit Neuestem aus der kreativen Fashion Szene! „Upcycling“ lautet das dazugehörige Stichwort und man staunt, was sich aus Muttis oller Kittelschürze, Vatis abgetragenen Oberhemden oder ein paar alten Stoffresten noch so alles kreieren lässt. Von wegen oll! Glamourös, avantgardistisch und vor allem einzigartig kommen die neuen Styles daher, die nichts mit dem muffigen Patchwork-Look vergangener Zeiten zu tun hat.
„Aus Nichts das Beste machen“ – Anregungen für die deutsche Hausfrau, 1942
Die Grundidee ist natürlich nicht neu! Wir erinnern uns: „Neu bestickte Weste aus einem alten Rock“ oder „Verwandlung eines alten Mantels in einen ‘neuen’ Bettvorleger“ lauteten zum Beispiel zwei Empfehlungen des Berliner Journals „Fürs Haus“ – das inzwischen keiner mehr kennt. Kein Wunder, denn die beiden Headlines stammen aus dem Jahr 1922!
Seitdem gab es immer mal wieder magere Zeiten, in denen selbst eingefleischte Fashion Victims dreimal überlegten, ob sie ihren Kleiderschrank wirklich so rigoros ausmisten sollten. Weltkriege, Weltwirtschaftskrisen etc. hinterlassen eben ihre Spuren.
Und dennoch ist der aktuelle Upcycling Trend auf seine unkonventionelle Art völlig neu und visionär: Denn wir machen nicht wie Annodazumal aus der Not eine Tugend, sondern folgen ganz undogmatisch einem globalen Umdenken, das uns durchaus Alternativen lässt, die wir aber vielleicht gar nicht haben wollen. Der neue Upcycling-Konsumtrend, der uns weg von der Wegwerfgesellschaft und hin zu mehr Wertschätzung gegenüber Rohstoffen führt, findet tatsächlich überall statt: Ob in der Energieversorgung, beim Lebensmittelhändler oder eben in der Mode!
Upcycling Mode von Aluc
Echte Pionierarbeit im Zuge der Berliner Fashionweek hat der Upcycling Fashion Store in der Anklamer Straße 17 geleistet. Der im November 2011 von vier jungen Visionären eröffnete Laden bietet neben der Eigenmarke Aluc alles, was das Upcycling Fashion-Herz begehrt. Am 2. Juli 2013 wurde zur offiziellen Vernissage des „British Upcycling Showrooms“ geladen. Präsentiert wurden die Wurzeln der Upcycling Modebewegung, also Kollektionen, Modelle und Entwürfe der britischen Upcycling-Avantgardisten From Somewhere, Goodone, Antiform und A Case Of.
Interessierte Besucher hatten übrigens während der gesamten Fashionweek die Möglichkeit, den emissions- und verbrauchsarmen Prius Hybrid Shuttledienst von Toyota in Anspruch zu nehmen, der zu allen wichtigen Hot Spots der Fashionweek kurvte, inklusive dem Upcycling Fashion Store.
Berlin als Modemetropole erarbeitet sich definitiv seine eigene Fashion Corporate Identity, mit der man es nicht nötig hat, neidvoll in Richtung Paris oder New York zu schielen.
Kreative Köpfe, Konzepte und Kollektionen! In den nächsten Wochen wird Fair-Fashion.net in regelmäßiger Folge interessante Upcycling Labels und ihre Ideen vorstellen. Egal, ob Accessoires, Mens oder Womens Wear – Upcycling Fashion bedeutet eine kleine kreative Revolution, die Nachhaltigkeit pur bedeutet und außerdem einen großen Sinn für Stil und Chic unter Beweis stellt.
Übrigens: Als Wortschöpfer des Begriffes „Upcycling“ gilt der gebürtige Niedersachse Dr. Johannes F. Hartkemeyer.
Der Bundesverdienstkreuz-Träger und Herausgeber des Buches „UpCycling“ bestätigt: „Es geht nicht um die Verbesserung des Recyclings, dass in der Praxis oft ein Downcycling ist, sondern um ein Upcycling, also um echte Mehrwertschöpfung.“
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